Videoproduktion | BDZV
Der Theodor-Wolff-Preis wird vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) getragen. An der Ausschreibung hatten sich weit mehr als 400 Journalistinnen und Journalisten mit 398 Beiträgen beteiligt. Der Preis wird in fünf Kategorien vergeben und ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert.
Meinung
In der Kategorie Meinung ging der Preis an Helene Bubrowski für ihren in der Jahresendausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschienenen Kommentar „Frohes neues Jahr“. Bubrowski halte ein erfrischendes Plädoyer für Fröhlichkeit und Gelassenheit. Die hinter ihrem Stück liegende Frage: „Warum sind wir eigentlich alle so zornig?“ beantworte sie in einem „tollen Ton, der unsere Zeit sehr gut reflektiert“, hieß es dazu von der Jury.
Reportage
In der Kategorie Reportage zeichnete die Jury Issio Ehrich für „Generäle an die Macht“ aus, erschienen in der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit. Die Jury bewertete es „als sensationelle journalistische Leistung“, dass Ehrich mit dem Ausbrechen der Konflikte in Niger als erster Journalist in das Land kam. Der Autor erschließe dem Publikum eine Welt, „von der wir kaum etwas wussten“, und arbeite obendrein im Hintergrund das koloniale Erbe Afrikas ein, hier den anhaltenden Einfluss Frankreichs. „Eine außergewöhnliche Rechercheleistung“, urteilte die Jury.
Bestes lokales Stück
In der Kategorie Bestes lokales Stück prämierte die Jury Fabian Huber für seine Reportage „On the Road“, erschienen in der Augsburger Allgemeinen. Die Jury würdigte den Text als witzig geschrieben, voller origineller Formulierungen. Huber stieg für seinen Text zu Truckern in den Lastwagen und machte sich mit ihnen auf die Reise. „Der Autor hat uns auf die Straße mitgenommen und die Männer hinter den Lenkrädern in ihrer Unterschiedlichkeit und Rauheit porträtiert“, urteilte die Jury.
Bestes lokales Digitalprojekt
Erfolgreich in der Kategorie Bestes lokales Digitalprojekt war Agnes Polewka mit ihrem Nachrufe-Podcast „WeiterLeben“ für den Mannheimer Morgen. Hier werde Lokaljournalismus in guter Weise weiterentwickelt, befand die Jury. Polewkas Podcast über verstorbene Mannheimer Bürgerinnen und Bürger im Gespräch mit Familie und Freunden sei „mehr als ein Nachruf, eher ein nachgetragenes Porträt“. Hervorgehoben wurde zudem die positive und gerade nicht trauervolle Tonalität der Nachrufe.
Thema des Jahres
Beim Thema des Jahres „Der Nahostkonflikt und Deutschland – die geforderte Gesellschaft“ vergibt die Jury den Preis an Thilo Adam und Zeit online für den Beitrag „Sie behaupten, es sei Widerstand“. Adam schildert am Tag nach dem Überfall auf Israel verstreute Szenen aus Berlin-Neukölln, darunter eine Gruppe junger Männer mit Migrationshintergrund, die vermutlich zum Feiern in die Innenstadt gekommen ist. Hier lobt die Jury die „vielen kleinen, genauen Beobachtungen, die Ausgewogenheit der Berichterstattung angesichts der Emotionalität des Themas, die präzise Einordnung des Gehörten, ohne dass der Autor eine Wertung vornimmt“. All dies habe Adam binnen kürzester Zeit zusammengetragen.
Jury
Mitglieder der Jury sind: Nico Fried (Politikchef Stern), Lars Haider (Chefredakteur Hamburger Abendblatt), Stefan Kornelius (Ressortleiter Politik Süddeutsche Zeitung), Julia Lumma (Chefredakteurin und Geschäftsführerin Content VRM), Anna Petersen (Mitglied der Chefredaktion, Mitteldeutsche Zeitung, Jury-Vorsitzende 2024), Benjamin Piel (Chefredakteur Mindener Tageblatt), Anja Reich (Chefin Dossier Berliner Zeitung), Julia Schaaf (Redakteurin Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung), Ulrike Winkelmann (Chefredakteurin taz – die tageszeitung). Vorsitzender des Kuratoriums ist Helmut Heinen, Herausgeber der Kölnischen Rundschau.
Über den Theodor-Wolff-Preis
Der Theodor-Wolff-Preis erinnert an den langjährigen Chefredakteur des legendären Berliner Tageblatts, Theodor Wolff (1868 – 1943). Wolff musste 1933 vor den Nazis ins französische Exil fliehen, wurde dort verhaftet und der Gestapo ausgeliefert und starb 1943 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Die Namen der rund 500 Preisträger seit 1962 sowie Details zum Preis: www.theodor-wolff-preis.de
Die Nominierten 2024
Meinung
Justus Bender, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: „Nation der Sensibelchen“
Harald Staun, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: „Fossile Diskurse“
Reportage
Tanja Stelzer, Die Zeit: „Ich muss noch etwas sagen“
Sean-Elias Ansa, taz – die tageszeitung: „Mein Leben auf der Straße“
Bestes lokales Stück
Tobi Lang, Nürnberger Nachrichten: „Krieg unter Kindern“
Tobias Schmidt und Leon Grupe, Neue Osnabrücker Zeitung: „LNG und Windparks: Was macht Robert Habeck mit unseren Küsten?“
Bestes lokales Digitalprojekt
Helen Krueger-Janson, Augsburger Allgemeine: „Wem gehört das Wassser? (Podcast)
Jonathan Lindenmaier, Maria-Mercedes Hering und Fabian Kluge, Augsburger Allgemeine: „Dein Wahl(rund)gang – Eine interaktive Stadtführung zur Landtagswahl in Bayern“
Thema des Jahres
Nicholas Potter und Joshua Schultheis, Jüdische Allgemeine: „Tweets gegen Israel“
Peter Richter, Süddeutsche Zeitung: „Das Problemtuch“