Rottet die Bestien aus!

Am 1. Februar 2022 zeigte der Europäische Kultursender ARTE den vierteilige Filmessay „Rottet die Bestien aus!“ des preisgekrönten Filmregisseurs und Drehbuchautors Raoul Peck. 

Programm-PR | ARTE

Für sei­nen Doku­men­tar­film „I Am Not Your Negro“ erhielt Raoul Peck eine Oscar-Nomi­nie­rung. Mit der vier­tei­li­gen Doku-Serie setzt er sei­ne kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit kolo­nia­ler Gewalt und Ras­sis­mus fort. Ent­stan­den ist ein scho­nungs­lo­ses fil­mi­sches Essay über die Ursprün­ge wei­ßer Vor­herr­schaft.

© Libra­ry of Congress/Prints & Pho­to­graphs Divi­son

Aus­ge­hend von den Ver­bre­chen der Kolo­ni­al­mäch­te ent­larvt er die bis heu­te tief in den west­li­chen Gesell­schaf­ten ver­an­ker­te Ideo­lo­gie der wei­ßen Vor­herr­schaft. Von der Aus­rot­tung der indi­ge­nen Bevöl­ke­rung Ame­ri­kas über den trans­at­lan­ti­schen Skla­ven­han­del bis hin zum Holo­caust: Die fil­mi­sche Essay­rei­he unter­nimmt eine erschüt­tern­de Rei­se ins Herz der Fins­ter­nis.

© Cour­te­sy of Ame­ri­can phi­lo­so­phi­cal socie­ty

Produktionsinformationen

„Rot­tet die Bes­ti­en aus!“ ist eine Pro­duk­ti­on von ARTE France, Vel­vet Film und HBO. Autoren: Raoul Peck, Sven Lind­q­vist, Michel-Rolph Trouil­lot und Rox­an­ne Dun­bar-Ortiz.

Pressestimmen

Berliner Zeitung

Mag sein, dass selbst vier Stun­den für eine Glo­bala­b­rech­nung mit Ras­sis­mus und Kolo­nia­lis­mus nicht aus­rei­chen, dass Raoul Peck hier viel zu vie­le The­men anreißt. „Rot­tet die Bes­ti­en aus“ bie­tet eine kaum über­blick­ba­re Fül­le an Ver­wei­sen, Anspie­lun­gen und Details, die auch his­to­risch Inter­es­sier­te immer wie­der über­ra­schen.

Deutschlandfunk Corso

Das Hin- und Her durch die Jahr­hun­der­te ist für die Zuschau­en­den anstren­gend, macht aber deut­lich, dass Bru­ta­li­tät und Unmensch­lich­keit keim natio­na­les Phä­no­men sind. Sie rüh­ren viel mehr her von einer Idio­lo­gie, die Men­schen mit hel­ler Haut­far­be zu selbst­er­nann­ten Her­ren­men­schen mutie­ren lässt. […] Das alles ist extrem kom­plex und dicht erzählt, belegt durch die insze­nier­ten Archiv­bil­der. Nicht immer ist alles sofort klar, und in der Erzäh­ler­spra­che sehr essay­is­tisch. Den­noch: Eine sehens­wer­te Her­aus­for­de­rung.

Deutschlandfunk Kultur

Gestal­te­risch sticht auch her­vor, dass die Leu­te, die Peck zeigt, immer direkt in die Kame­ra bli­cken. ‚Das sind die Ver­ges­se­nen, die Opfer der Geschich­te, die hier qua­si eine Stim­me oder zumin­dest ein Gesicht bekom­men‘, erklärt Wel­lin­ski. ‚Er möch­te das Ver­ges­se­ne zu Wort kom­men las­sen, er möch­te das Ver­ges­se­ne zei­gen. Er möch­te die Geschich­te nicht den Sie­gern über­las­sen.‘ Letzt­end­lich ent­wick­le Peck dar­aus ein ziem­lich star­kes Argu­ment: ‚Näm­lich in die­ser Geschich­te ist Neu­tra­li­tät kei­ne rele­van­te Hal­tung.‘

Die Rheinpfalz

Pecks furio­se Erzäh­lung in vier­mal 52 Minu­ten deckt all das ab, ist aber nicht line­ar, son­dern bricht die Kapi­tel des Grau­ens mit rüden, satt insze­nier­ten fil­mi­schen Col­la­gen auf.

„Die vom Sie­ger auf­ge­zwun­ge­ne Erzäh­lung, sie ist ‚auf jeden Fall nicht voll­stän­dig“, sagt Peck und ent­zieht ihr beson­ders gelun­gen den Boden, wenn er fik­tio­na­le, aber auf wah­ren Bege­ben­hei­ten fußen­de Sequen­zen ein­baut.

Die visu­el­le und vor allem phi­lo­so­phi­sche Hef­tig­keit der so im Lau­fe von drei Jah­ren Arbeit ent­stan­de­nen Bild­col­la­gen ver­fehlt ihre Wir­kung nicht. Sie rüt­telt auf, sie klärt auf. Aber sie wird zuerst vie­le Zuschau­er ver­stö­ren und ihre inne­ren Abwehr­re­fle­xe aus­lö­sen.

Doksite

Die span­nend erzähl­te vier­tei­li­ge Doku­men­ta­ti­on wider­legt jedes sim­pli­fi­zie­ren­de Kon­zept vom Ursprung der ‚wei­ßen Vor­herr­schaft‘ und des Ras­sis­mus.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Sol­che Dif­fe­ren­zen, kei­ne klei­nen, gehen in einem Film ver­lo­ren, der sich nicht auf eine Geschich­te kon­zen­triert, son­dern auf das, was er für ‚die‘ Geschich­te hält. An Wis­sen dar­über feh­le es uns nicht, sagt er, es wer­de nur über­all unter­drückt. Gemeint ist damit aber wohl nicht tat­säch­li­che Unter­drü­ckung, womit sich Peck für sein Werk nur die Aura des poli­ti­schen Wider­stands ver­schafft. Gemeint dürf­te viel­mehr sein, dass die Mensch­heit aus all dem Ange­führ­ten zu wenig lernt.

Kulturnews

Ver­stö­rend, aber not­wen­dig: „Rot­tet die Bes­ti­en aus!“ auf Arte und in der Media­thek bil­det und geht an die Nie­ren.

Sehens­wert ist der Vier­tei­ler auf jeden Fall, aller­dings soll­te man sich vor­her oder hin­ter­her die wich­tigs­ten Posi­tio­nen des Post­ko­lo­nia­lis­mus und auch die Kri­tik am Post­ko­lo­nia­lis­mus anle­sen.

rbb Inforadio

„Rot­tet die Bes­ti­en aus!“ ist viel – und alles ande­re als leich­te Kost. Aber nichts weni­ger auch als eine fühl­ba­re, mit­füh­len­de und bestechen­de Erkennt­nis des Fun­da­ments unse­res Seins. Erzäh­le­risch, künst­le­risch und his­to­risch ein gro­ßer und bedeut­sa­mer Wurf.

SWR2

Rot­tet die Bes­ti­en aus“ ist kei­ne geschichts­wis­sen­schaft­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mit Kolo­nia­lis­mus und Völ­ker­mord — will das aber auch gar nicht sein. Die Doku­men­ta­ti­on zeigt statt­des­sen mit unver­stell­tem Blick, wie sehr euro­päi­sche Gesell­schaf­ten auf nack­ter Gewalt beru­hen.

© The Den­ver Public Library/Western Histo­ry Coll­ec­tion

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