Marx und seine Erben

Am 28. April strahlte ARTE die Dokumentation „Marx und seine Erben“ aus, am 30. April folgte die Ausstrahlung im ERSTEN. Anlass war der 200ste Geburtstag von Karl Marx am 5. Mai 2018. Der Journalist, Philosoph, Historiker und Ökonom hat mit seinen Schriften die Welt verändert, wie nur wenige Denker vor und nach ihm. Seine Analysen und Theorien haben viele Menschen zu politischem Handeln motiviert: Die Marxisten. Nach dem Zusammenbruch des Sozialismus schien Marx vorübergehend passé.

Ausstrahlungs-PR | Berlin Producers

Spä­tes­tens seit der Finanz­kri­se im Jahr 2008 erlebt Karl Marx eine Renais­sance – an Uni­ver­si­tä­ten und in Kir­chen, im Rah­men von Kon­gres­sen und Kul­tur­sen­dun­gen und in den Feuil­le­tons der Leit­me­di­en. 200 Jah­re nach sei­ner Geburt hat Marx sei­ne Aktua­li­tät nicht ver­lo­ren.

Die Doku­men­ta­ti­on erkun­det, wel­che gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen Karl Marx inspi­riert hat – von der rus­si­schen Revo­lu­ti­on im Jah­re 1917 über Karl Lieb­knecht und Rosa Luxem­burg, den lan­gen Marsch Mao Tse-Tungs in Chi­na bis zum ver­ord­ne­ten Sozia­lis­mus in Ost­eu­ro­pa nach dem zwei­ten Welt­krieg und den revo­lu­tio­nä­ren Bewe­gun­gen in Latein­ame­ri­ka und Kuba. Neben His­to­ri­kern kom­men Men­schen zu Wort, die sich bis heu­te auf Marx bezie­hen, wie die Frak­ti­ons­chefin der LINKEN, Sarah Wagen­knecht, der fran­zö­si­sche KP-Vor­sit­zen­de Ema­nu­el Lau­rent, ATTAC-Mit­grün­der Wer­ner Rätz oder der ehe­ma­li­ge grie­chi­sche Finanz­mi­nis­ter Yanis Varou­fa­kis.

Der Film führt nach Chi­na, wo an Par­tei­hoch­schu­len bis heu­te der Mar­xis­mus gelehrt wird, und im Staats­fern­se­hen eine Marx-Show die jun­gen Leu­te zu errei­chen ver­sucht. Er lässt Peter Schnei­der, einen Rene­ga­ten der 68er Bewe­gung zu Wort kom­men, der die ein­fa­che Fra­ge stellt, war­um bei Marx das Pos­tu­lat fehlt, „Du sollst nicht töten“, auch nicht im Sin­ne der ver­meint­lich guten Sache. Und er zeigt, wie die Stadt­ver­wal­tung von Marx Geburts­ort Trier sich mit einem Geschenk arran­giert, das sie nicht ableh­nen kann: Eine fünf­ein­halb Meter hohe Marx-Sta­tue, die die chi­ne­si­sche Staats­re­gie­rung stif­tet.

Produktionsinformationen:

„Marx und sei­ne Erben“ ist eine Pro­duk­ti­on von Ber­lin Pro­du­cers in Zusam­men­ar­beit mit ARTE und DAS ERSTE. Regie: Peter Dörf­ler. Pro­du­zent: Dr. Ste­fan Pan­nen.

Pressestimmen:

Berliner Zeitung

Autor Peter Dörf­ler fragt bei lin­ken Poli­ti­kern und Akti­vis­ten wie Sarah Wagen­knecht, Wer­ner Rätz von Attac, Ema­nu­el Lau­rent, Vor­sit­zen­der der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei Frank­reichs und Yanis Varou­fa­kis nach, was Marx heu­te für die kon­kre­te Poli­tik bedeu­tet. Par­al­lel zeigt die Repor­ta­ge, wie hoch im Kurs Karl Marx im offi­zi­el­len Chi­na steht, und blickt dar­auf zurück, wie unter­schied­lich und radi­kal sei­ne The­sen in der Ver­gan­gen­heit inter­pre­tiert wur­de, bis hin zu den Ter­ror­re­gimes von Sta­lin und Mao. Wie hier His­to­ri­sches und Aktu­el­les inein­an­der über­ge­hen, ist auch optisch sehr anre­gend.

Dokumentarfilm.info | Thomas Schneider

Erstaun­lich viel­sei­tig gelingt es in der knap­pen Zeit einen ech­ten Husa­ren­ritt durch Geschich­te, Anek­do­ten und Wir­kungs­leh­re der Marx’schen Kapi­ta­lis­mus­kri­tik zu insze­nie­ren. Zwar räumt Dörf­ler qua­si alles aus dem Weg, was sich auf hun­der­ten von Sei­ten in den Wer­ken des Phi­lo­so­phen fin­det, er macht dabei jedoch auch den Weg frei auf »die Erben«, die der Film ja auch im Titel trägt.

fr.de | Frankfurter Rundschau | Arno Widmann

„Karl Marx und sei­ne Erben“ erzählt die Marx-Bio­gra­phie noch ein­mal, kos­tüm­frei; und fügt hin­zu die Sowjet­uni­on, Chi­na, Kuba, die DDR usw. usw. Es gibt dar­in aller­dings etwas wirk­lich Inter­es­san­tes: das Gespräch zwi­schen dem Trie­rer Kul­tur­re­fe­ren­ten und dem chi­ne­si­schen Bild­hau­er Wu Weis­han, der die fünf Meter gro­ße Marx-Sta­tue für Trier gemacht hat. Marx sei für ihn „der gro­ße Wan­de­rer“.

geschichte-wissen.de

Dabei wird deut­lich, wie unter­schied­lich die Rezep­ti­on von Marx ist: In Deutsch­land folg­te auf das Unrechts­sys­tem der DDR und den Kal­ten Krieg Ernüch­te­rung und Ableh­nung des Sozia­lis­mus. Chi­na hat dage­gen einen Weg zwi­schen Kapi­ta­lis­mus und Sozia­lis­mus gefun­den, der einen bei­na­he unheim­li­chen Erfolg fei­ert – Poli­tik­wis­sen­schaft­ler reden von einem sich nähern­den chi­ne­si­schen Jahr­hun­dert. Mit die­sen Mit­teln gelingt es der Doku­men­ta­ti­on, die Bedeu­tung von Karl Marx dar­zu­stel­len.

heise.de

Der Film ver­bin­det geschickt und auf das Wesent­li­che redu­ziert ver­schie­de­ne Strän­ge: die Lebens­sta­tio­nen und der Bil­dungs­gang von Marx wer­den ergänzt um Kom­men­ta­re von lin­ken Poli­ti­kern wie Sarah Wagen­knecht und Yanis Varou­fa­kis sowie von His­to­ri­kern und Publi­zis­ten.

Neue Zürcher Zeitung

Für einen kom­pri­mier­ten Ein­stieg in das Leben und die Wir­kung emp­fiehlt sich die Doku­men­ta­ti­on «Marx und sei­ne Erben», die die ARD am 30. April aus­strahlt. Schenkt man den dar­in prä­sen­tier­ten Stra­ßen­um­fra­gen Glau­ben, steht es vie­ler­orts um das Ver­ständ­nis von Marx‘ Inhal­ten eher man­gel­haft.

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