Lösung für faire Vergütung gesucht

Vertreter*innen des Bundesverbands der Berufsbetreuer*innen (BdB) trafen den nordrhein-westfälischen Justizminister Dr. Benjamin Limbach (Bündnis 90/Die Grünen) zum Austausch über den aktuellen Referentenentwurf zur Reform der Betreuervergütung.

Bundesländer sind gefordert

Ziel des BdB ist es, die Län­der für eine Über­ar­bei­tung des Ent­wurfs zu gewin­nen. Thors­ten Becker, Vor­sit­zen­der des BdB, stell­te die Posi­ti­on des Ver­bands vor: „Die mit dem Reform­ge­setz und der Infla­ti­on ver­bun­de­nen Mehr­auf­wän­de müs­sen rea­lis­tisch ver­gü­tet wer­den, da andern­falls die Exis­tenz vie­ler Berufsbetreuer*innen auf dem Spiel steht. Im Refe­ren­ten­ent­wurf ist dies nicht berück­sich­tigt.“ Er kri­ti­sier­te die aktu­el­len Berech­nun­gen, die zu erheb­li­chen finan­zi­el­len Ein­bu­ßen füh­ren wür­den, und appel­lier­te an die Bun­des­län­der, eine anpas­sungs­fä­hi­ge und fai­re­re Lösung zu unter­stüt­zen.

BdB-Vor­sit­zen­der Thors­ten Becker © Sven Darm­er

Justizminister signalisiert Verhandlungsbereitschaft

Jus­tiz­mi­nis­ter Lim­bach zeig­te Ver­ständ­nis für die Sor­ge der Berufsbetreuer*innen. Eine nach­hal­ti­ge Finan­zie­rung sei wich­tig und recht­li­che Betreu­ung sei eine Pflicht­auf­ga­be des Staa­tes. Zugleich stel­le sie den größ­ten Pos­ten im Sach­haus­halt  der Jus­tiz dar. Der Minis­ter sicher­te zu, gemein­sam mit dem Bund nach trag­fä­hi­gen Lösun­gen zu suchen. Lim­bach beton­te: „Es ist wich­tig, das Sys­tem der Betreu­ungs­ver­gü­tung gerecht wei­ter­zu­ent­wi­ckeln und dabei ent­ste­hen­de Unwuch­ten im Sys­tem aus­zu­glei­chen.“

Lösungsansätze für eine gerechte Vergütung

Der BdB ver­wies dar­auf, dass auch der Infla­ti­ons­aus­gleich bei wei­tem nicht aus­rei­che, um eine leis­tungs­ge­rech­te Ver­gü­tung zu erzie­len. BdB-Geschäfts­füh­rer Dr. Harald Fre­ter rech­ne­te vor: „Der Infla­ti­ons­aus­gleich fällt bald weg. So kom­men in das Sys­tem Betreu­ung unterm Strich nur 38,6 Mil­lio­nen Euro net­to. Das sind 3,7 Pro­zent mehr, nicht wie im Ent­wurf behaup­tet ein Plus von 12,7 Pro­zent. Wenn nun davon ein erheb­li­cher Teil in die Stei­ge­rung der Tabel­le A fließt, wun­dert es nicht, dass es in ande­ren Kon­stel­la­tio­nen zu deut­li­chen Ver­lus­ten kommt.“

Hülya Özkan, BdB-Lan­des­spre­che­rin, hob her­vor, dass vie­le Berufsbetreuer*innen fak­tisch 15 Pro­zent weni­ger Ein­kom­men haben wer­den, soll­te der Ent­wurf Gesetz wer­den: „Die momen­ta­nen Vor­schlä­ge im Ent­wurf füh­ren zu untrag­ba­ren Min­der­ein­nah­men. Auch muss aus unse­rer Sicht drin­gend eine Dyna­mi­sie­rung der Betreu­er­ver­gü­tung ein­ge­führt wer­den.“

NRW für Unterstützung von Berufsbetreuern

Jus­tiz­mi­nis­ter Ben­ja­min Lim­bach signa­li­sier­te bezüg­lich der der­zei­ti­gen struk­tu­rel­len Aus­ge­stal­tung des Reform­ge­set­zes Ver­hand­lungs­be­reit­schaft und beton­te, dass eine Lösung nicht am Bun­des­rat schei­tern sol­le. Nord­rhein-West­fa­len befür­wor­tet laut Lim­bach auch Maß­nah­men zur Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rung, um die beruf­li­che Pra­xis der Betreuer*innen zu erleich­tern.

Gemeinsames Ziel: Nachhaltige Reform

Bei­de Sei­ten ver­ein­bar­ten, in engem Aus­tausch zu blei­ben und die Belan­ge der Berufsbetreuer*innen in den kom­men­den Ver­hand­lun­gen wei­ter­hin aktiv zu ver­tre­ten. Der BdB wird sich wei­ter­hin für eine Ver­gü­tung ein­set­zen, die den Mehr­auf­wän­den und der wich­ti­gen gesell­schaft­li­chen Rol­le der Berufsbetreuer*innen gerecht wird. Das Gespräch fand weni­ge Stun­den vor dem Bruch der Ber­li­ner Regie­rungs­ko­ali­ti­on statt.

Mehr Informationen

www.berufsbetreuung.de | BdB-Ver­gü­tungs­kam­pa­gne | Lin­ke­din

Über den BdB

Der Bun­des­ver­band der Berufsbetreuer*innen (BdB) ist mit 8.000 Mit­glie­dern die größ­te Inter­es­sen­ver­tre­tung des Berufs­stan­des. Er ist die kol­le­gia­le Hei­mat sei­ner Mit­glie­der und macht Poli­tik für ihre Inter­es­sen. Er stärkt sei­ne Mit­glie­der dar­in, Men­schen mit Betreu­ungs­be­darf pro­fes­sio­nell zu unter­stüt­zen, ein Leben nach eige­nen Wün­schen und Vor­stel­lun­gen zu füh­ren – selbst­be­stimmt und geschützt.

Der BdB wur­de 1994 gegrün­det – zwei Jah­re, nach­dem mit dem Betreu­ungs­ge­setz Kon­zep­te wie „Ent­mün­di­gung“ und „Vor­mund­schaft“ für Erwach­se­ne abge­löst wur­den. Bereits damals lei­te­te ihn der Gedan­ke, Men­schen mit Betreu­ungs­be­darf in Deutsch­land pro­fes­sio­nell zu unter­stüt­zen, so dass sie ein mög­lichst selbst­be­stimm­tes Leben füh­ren kön­nen.
Mit sei­ner fach­li­chen Exper­ti­se und viel Idea­lis­mus setz­te sich der Ver­band bereits früh­zei­tig für mehr gesell­schaft­li­che Teil­ha­be betreu­ter Per­so­nen ein, wie sie erst spä­ter gesetz­lich ver­an­kert wur­de.

Han­deln und Ent­schei­dun­gen der BdB-Mit­glie­der basie­ren auf dem­sel­ben huma­nis­ti­schen Men­schen­bild, das auch der UN-Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on von 1948 und der UN-Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on von 2006 zugrun­de liegt.

Titel­bild: Dr. Ben­ja­min Lim­bach, Jus­tiz­mi­nis­ter NRW © Jochen Tack

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