ARTE: Evangelikale

Die Evangelikalen sind die wohl am dynamischsten wachsende christliche Bewegung weltweit - rund 660 Millionen Menschen gehören ihr an. Die dreiteilige Doku-Reihe von Thomas Johnson und Philippe Gonzalez untersucht den Einfluss der Evangelikalen auf Gesellschaft und Politik. ARTE strahlt die Reihe am 15. Juli ab 20.15 Uhr aus. Online ist sie ab 1. Juli bei arte.tv zu sehen.

Mit Gott an die Macht

Wil­liam Frank­lin Gra­ham, bekannt als Bil­ly Gra­ham, wird ab Ende der 1940er Jah­re zum Gesicht des moder­nen Evan­ge­li­ka­lis­mus. Mit­ten im Kal­ten Krieg eta­blier­te sich der US-ame­ri­ka­ni­sche Pre­di­ger als „Papst“ der Evan­ge­li­ka­len. Die christ­lich-kon­ser­va­ti­ve Bewe­gung ver­folgt das Ziel ver­folgt, den gesell­schaft­li­chen Ein­fluss der Reli­gi­on aus­zu­bau­en.

Bil­ly Gra­ham © Art­li­ne Films/ARTE France

1 | Der große Kreuzzug

Gra­hams „gro­ßer Kreuz­zug“ fas­zi­niert die Mas­sen welt­weit eben­so wie die Eli­ten in Washing­ton. Er fräst sich ins Bewusst­sein der Men­schen und wird in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten von einer mäch­ti­gen poli­tisch-reli­giö­sen Lob­by ver­ein­nahmt, die heu­te einen Kul­tur­kampf im Namen Got­tes führt.

Mit­glie­der der First Bap­tist Church in Dal­las beim March for Eter­nal Life, der sich als Teil der Pro-Life-Bewe­gung gegen Schwan­ger­schafts­ab­brü­che rich­tet © Art­li­ne Films/ARTE France

2 | Evangelikale an der Macht

Ab den 1970er Jah­ren ist die Säku­la­ri­sie­rung Ame­ri­kas den evan­ge­li­ka­len Anfüh­rern zuneh­mend ein Dorn im Auge. In einer Gesell­schaft, die sie als deka­dent anpran­gern, set­zen sie auf die Wah­rung fami­liä­rer Wer­te und ver­wan­deln den Evan­ge­li­ka­lis­mus ganz neben­bei in ein poli­ti­sches Sprung­brett. Archiv­bil­der und Inter­views mit evan­ge­li­ka­len Aus­stei­gern ver­deut­li­chen die­sen Wen­de­punkt in der Geschich­te der Bewe­gung, des­sen ideo­lo­gi­sche Aus­wir­kun­gen bis heu­te spür­bar sind. Den Anfang machen die USA und Bra­si­li­en, wo die Evan­ge­li­ka­len ihre Agen­da durch­set­zen kön­nen, indem sie Donald Trump und Jair Bol­so­n­a­ro an die Macht kata­pul­tie­ren.

Donald Trump (4.v.r.) und sei­ne spi­ri­tu­el­le Bera­te­rin Pau­la White (4.v.l.) bei einer Ver­samm­lung der „Evan­ge­li­cals for Trump“
© Art­li­ne Films/ARTE France

3 | Gott über allem?

Zu Beginn des 21. Jahr­hun­derts haben es die Evan­ge­li­ka­len geschafft, an die Spit­ze der Macht zu gelan­gen. Sie expor­tie­ren ihre mes­sia­ni­sche Hoff­nung auf die Rück­kehr Chris­ti auch ins Hei­li­ge Land. So brin­gen sie Donald Trump dazu, Jeru­sa­lem als Haupt­stadt Isra­els anzu­er­ken­nen. Die­ser sym­bol­träch­ti­ge Schritt ist das Ergeb­nis gehei­mer Ver­hand­lun­gen sei­ner evan­ge­li­ka­len Rat­ge­ber und ver­leiht dem Prä­si­den­ten eine fast bibli­sche Sta­tur. Er trägt aber auch aktiv zum Wie­der­erwa­chen eines christ­li­chen Natio­na­lis­mus bei, der sich als trei­ben­de Kraft eini­ger gefähr­li­cher sozia­ler, poli­ti­scher und geo­po­li­ti­scher Umwäl­zun­gen erweist.

Donald Trump vor der St. John’s Church in Washing­ton D.C. © Art­li­ne Films/ARTE France

Online verfügbar bis 30. August 2025

Die Katho­li­sche Nach­rich­ten­agen­tur (KNA) schreibt:

Die Doku macht deut­lich: Die Wur­zeln die­ser Bewe­gung lie­gen in der Refor­ma­ti­ons­zeit und der Grün­dungs­pha­se der USA. Bap­tis­ten, Men­no­ni­ten und Puri­ta­ner wan­der­ten wegen Ver­fol­gung in Euro­pa in die neu ent­deck­ten Gebie­te Ame­ri­kas aus, um ihre Ver­si­on des christ­li­chen Glau­bens leben zu kön­nen. Aller­dings: Auch in “the land of the free” gab es Glau­bens­spal­tun­gen, Kon­kur­renz und Into­le­ranz: Libe­ra­le und sozia­le Strö­mun­gen der Evan­ge­li­ka­len bil­de­ten sich eben­so her­aus wie fun­da­men­ta­lis­ti­sche und sich gegen Moder­ne, Sit­ten­ver­fall und Mate­ria­lis­mus abschot­ten­de Strö­mun­gen.

von links oben nach rechts unten: Yoido Full Gos­pel Church in Seo­ul, „Pray­ing Hands“-Statue, Büh­nen­show beim „Marsch für Jesus“ in São Paulo/Brasilien, Frank­lin Gra­ham, Sohn von Bil­ly Gra­ham und Prä­si­dent der Bil­ly Gra­ham Evan­ge­li­stic Asso­cia­ti­on, Jair Bol­so­n­a­ro beim „Marsch für Jesus“ in São Pao­lo © Art­li­ne Films/ARTE France

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