Das falsche Versprechen vom Aufstieg
Doch das gilt nicht mehr. Ist die Klasse in Deutschland von Geburt an festgeschrieben? Leben wir längst in einem Land, in dem Herkunft und familiärer Hintergrund stärker über Zukunftschancen entscheiden als individuelle Leistung und Einsatz? In Deutschland dauert es einer Studie zufolge sechs Generationen, um von Armut in die Mittelschicht aufzusteigen; in Dänemark geht das innerhalb von zwei Generationen.
Der Dokumentarfilm von Dirk Schneider und Ariane Riecker geht diesen Fragen nach. Das MDR-Fernsehen zeigt den Film am 22. Januar um 20.15 Uhr.
Lebenswege

Die Gründerin von ‘Netzwerk Chancen’ Natalya Nepomnyashcha wuchs als Hartz IV-Kind auf. © MDR/Hoferichter & Jacobs GmbH
Frauen und Männer zwischen 27 und 41 Jahren reflektieren im Film ihre Lebensgeschichten, die Last ihrer sozialen Herkunft, die falschen und richtigen Abbiegepunkte für einen sozialen Aufstieg.

Jörg Theobald erwarb auf dem dritten Bildungsweg seinen Bachelor © MDR/Hoferichter & Jacobs GmbH
Marlen Hobrack, Natalya Nepomnyashcha, Scott Wempe, Jörg Theobald, Stephanie zu Guttenberg und Cawa Younosi erzählen von Stolz und Scham, von Geldnot und Reichtum, von Herkunft und Zukunft, von Aufwachsen und Aufstieg in diesem Deutschland.

Cawa Younosi war Personalchef von SAP. Heute ist er Geschäftsführer der Charta der Vielfalt. © Anne Hufnagl
Lebenswege zwischen englischem Edelcollege und Schulverweigerung, zwischen Wut und Bundesverdienstkreuzverleihung, zwischen der Arroganz von Gymnasiallehrern und dem Lehrermangel der „Restschulen“, zwischen Erbschuld, Vermögen und finanzieller Not – vor allem aber von der Idee, wieder etwas Gemeinsames entwickeln zu müssen, eine Gesellschaft, in der nicht die Herkunft die Zukunft bestimmt.


Scott Wempe ist Erbe und Miteigentümer des Familienunternehmens Wempe. Stephanie zu Guttenberg engagiert sich für Bildungsgerechtigkeit © MDR/Hoferichter & Jacobs GmbH
Wissenschaftliche Einordnung
Die festgefahrenen Auswahlmechanismen beim sozialen Aufstieg in Deutschland werden erklärt von den Sozialforscher*innen Martyna Linartas, Michael Hartmann und Marcel Helbig.



Martyna Linartas, Michael Hartmann und Marcel Helbig © MDR_Hoferichter & Jacobs GmbH
Was kostet es heute, aufsteigen zu wollen? Warum reden wir über die Rückkehr der Klassen? Wer bestimmt in Deutschland über die Verteilung von Chancen und Ressourcen? Und wie sehr leben die, die immer wieder von den Filterblasen der Anderen reden, in ihren eigenen „Bubbles“, abgeschirmt von den Alltagsproblemen der Mehrheit? Die ProtagonistInnen sind allesamt aufgewachsen in einer Zeit, als nach dem Zusammenbruch des Kommunismus der Sieg von Demokratie und Freiheit und – vor allem – die positive Wirkung der Marktwirtschaft versprochen wurden. Sie alle erzählen davon, wie sie das erlebten – und was sie heute als Erwachsene davon halten. In einer Gesellschaft, in der die Kluft zwischen sozialen Schichten wächst und der Austausch über soziale Grenzen hinweg zunehmend schwerer wird, stellen sich Fragen nach fundamentalen Werten und nach Zusammenhalt.
Produktionsinformationen
Der Dokumentarfilm wurde produziert von Hoferichter & Jacobs GmbH im Auftrag des MDR. Redaktion: Ina-Kathrin Hüttig und Anaïs Roth. Der Film ist in der Mediathek zu sehen.
Titelbild: Marlen Hobrack, 1986 in Bautzen geboren, wuchs in einer Hartz IV-Familie auf. Seit dem Studium lebt die Journalistin und Buchautorin in Leipzig. © MDR_Hoferichter & Jacobs GmbH